Warum und wie verursacht Cannabis Heisshunger


Warum und wie verursacht Cannabis Heisshunger
Max Sargent

Heisshunger ist ein seltsamens aber allseits bekanntes Phänomen beim Cannabisrauchen. Warum löst THC einen Fressflash aus, auch wenn man satt ist?

Es ist eines der bekanntesten Stereotypen über das Rauchen von Cannabis. Man bekommt davon die "Munchies" oder Heißhunger. Man sehnt sich jedoch meistens nicht nach irgendeinem beliebigen Essen, sondern normalerweise muss es fettiges, zuckersüßes Junkfood sein.

Warum ist das so?

Neuere Forschungen zu dieser Wirkung liefern nicht nur Antworten. Sie liefern auch ein breiteres Verständnis der Wirkung von Cannabis auf die Schaltkreise im Gehirn. Ein neuer Bericht in Nature wirft ein neues Licht auf diese Frage. Die neuen Erkenntnisse? Die "Munchies" sind ein Ergebnis der Wirkung der Cannabinoide auf das Gehirn selbst.[1]

CANNABIS KANN DIE ERREGUNGSKREISLÄUFE IM GEHIRN UMLEITEN

Cannabinoide können offensichtlich die Wahrnehmung im Gehirn verändern. Dies führt außerdem zu einem veränderten Verhalten.

Sie scheinen außerdem als stoffwechselbedingter "Schalter" zu fungieren. Dies hat wiederum nicht nur eine Stimmungsaufhellung und Schmerzlinderung zur Folge.

Allerdings kann Cannabis auch den Ess-Impuls anregen - selbst wenn man satt ist. Darüber hinaus scheint das Gehirn außerdem zu denken, dass der Körper "verhungert". Dies erklärt, warum von Gras berauschte Menschen so viel essen können. Es erklärt außerdem, warum sie sich zu fetthaltigen und zuckersüßen Mahlzeiten hingezogen fühlen. Das Gehirn sagt dem Körper, dass er Energie benötigt. Gelüste nach extrem kalorienhaltigem Essen sind das Ergebnis.

Laut dieser Studie beeinflussen Cannabinoide den Hypothalamus. Die Aktivierung von Nervenzellen führt dann zu einem "Hungerreflex". Dies geschieht auch, wenn der Magen gefüllt ist.

Das Forscherteam hinter dem Bericht in Nature fand zudem Nachweise zu etwas Anderem. Dieses Konzept wurde an operativ veränderten Mäusen getestet. Bei Mausgehirnen, in denen diese Nervenzellen stillgelegt wurden, wurde kein Fress-Reflex angeregt. Normale Mäuse haben allerdings sofort zu essen begonnen. Auch, als sie bereits satt waren.

Nun liegt natürlich eine Frage auf der Hand. Wie können Cannabinoide Körperfunktionen an- und ausschalten - angefangen mit dem Hungerreflex?

Die Antwort? Keiner kennt sie.

WAS REAGIERT NOCH AUF CANNABINOID-SCHALTUNGEN?

Es gibt eine andere Forschung, die etwas zu dieser größeren Theorie beitragen kann. Es scheint, dass die Einnahme von Cannabis auch den Geruchssinn anregt. In anderen Worten bedeutet dies, dass Essen auch besser riecht, wenn man berauscht ist - und hierdurch wird der Appetit noch zusätzlich angeregt.[2]

Diese Forschungslinie wird uns nicht nur dabei helfen, die Stimulierung von Appetit besser zu verstehen. Es könnten außerdem Medikamente zur Gewichtskontrolle daraus hervorgehen. Da allerdings der Stoffwechsel, Hunger und Gemütszustand allesamt über ähnliche Schaltkreise angeregt werden, kann das einfache "ausschalten" von Cannabinoid-Rezeptoren merkwürdige, wenn nicht sogar gefährliche Konsequenzen nach sich ziehen.

Frühe Forschung zu Beginn dieses Jahrzehnts über Cannabinoide und Appetitregulierung kam zu einem schlimmen Ende. Sieben Jahre später zeigen neue Forschungen, dass es sich hierbei immer noch um einen validen Interessenbereich handelt. Die Stimulierung peripherer Rezeptoren, die die Blut-Hirn-Schranke nicht überschreiten, könnte der Schlüssel für die Entwicklung von den Appetit kontrollierenden Medikamenten sein.

WAS MUSS ICH SONST NOCH WISSEN?

Der Einfluss des Heißhungers ist allerdings immer noch ein merkwürdiges Phänomen. Es tritt nur bei Leuten auf, die Cannabis gelegentlich, sowie als Genussmittel konsumieren. Bei Menschen, die es als Medizin nutzen, wirkt es sich nicht in gleicher Weise aus. Jedenfalls nicht längerfristig. Bei längerfristigem Konsum von Cannabis verflüchtigt sich der Heißhunger meist. Warum dies so ist und wann dies geschieht, ist noch nicht geklärt.

Abgesehen davon, tun sich alleine durch diese Frage neue Felder in der Cannabisforschung auf.

Bleib dran.

Verweise

  1. ^ Nature, Hypothalamic POMC neurons promotecannabinoid induced feeding, abgerufen November-08-2018
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  2. ^ Munchies Vice, Science Says Weed Makes Food Taste and Smell Better, abgerufen November-08-2018
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Max Sargent
Max Sargent

Max schreibt mittlerweile seit mehreren Jahren über Cannabis und Psychedelika. Mit der starken Überzeugung, dass eine offene, ehrliche Einstellung gegenüber Drogen und Drogenpolitik das Leben vieler Menschen verbessern kann, ist er bemüht, aufschlussreiche und informierte Meinungen zu dem Thema zu bieten.