Was sind Cannabis-Topicals und wie wirken sie


Was sind Cannabis-Topicals und wie wirken sie
Steven Voser

Vielleicht hast Du schon jede Form von Cannabis ausprobiert. Oder Du kennst Weed nicht und hast auch nichts für psychotrope Effekte übrig. In beiden Fällen hast Du möglicherweise noch nicht an eine bestimmte Art von Produkt gedacht: Cannabis-Topicals. Sie verursachen kein High, bieten aber alle anderen lindernden Eigenschaften von Cannabis.

Für Neueinsteiger können topisch anwendbare Cannabisprodukte ("Topicals") ein verwirrendes Thema sein. Worum es sich bei diesen Produkten handelt und wie sie wirken, ist nicht jedermann bekannt. Wir können also sehr gut verstehen, dass Du neugierig darauf bist, zu erfahren, was sie eigentlich tun. Meist hört man schließlich von Menschen, die Weed rauchen, verdampfen oder essen. Kann Cannabis aber auch für Deine Haut nützlich sein?

Es hat sich herausgestellt, dass Cannabis und unser größtes Organ, die Haut, gut zusammenpassen, und derzeit werden Untersuchungen durchgeführt, um uns eine bessere Vorstellung davon zu geben, warum sich das so verhält.

WAS SIND CANNABIS-TOPICALS?

Kurz gesagt, versteht man unter einem Cannabis-Topical jedes Produkt, das auf die Haut aufgetragen wird und mit Verbindungen aus Weed-Pflanzen angereichert ist. Du erhältst THC, CBD oder eine Mischung aus beiden zusammen mit einer Mischung aus Terpenen.

Der Begriff "topisch" kann einen an medizinische Cremes oder Lotionen denken lassen, aber die Definition ist umfangreicher, als Du vielleicht denkst. Um zu demonstrieren, was wir meinen, werden wir eine Liste der beliebtesten Arten von Cannabis-Topicals durchgehen.

SALBEN UND BALSAME

Was mit Cannabis angereicherte Salben und Balsame angeht, gibt es eine große Auswahl. Nutzer setzen diese Art von Produkten ein, um die Haut zu lindern und zu schützen, und Cannabis ist bekanntermaßen mit lindernden Verbindungen gesegnet, weshalb die Kombination absolut sinnvoll ist.

Anstatt allerdings die eigentlichen Blüten in den Balsam zu mischen, verwenden die Hersteller häufig ein Konzentrat aus Cannabinoiden und Terpenen. Falls Du beispielsweise Cannabissalben zuhause selbst herstellen möchtest, musst Du Kokosöl verwenden, um das THC zu absorbieren. Dies ist recht einfach; wir empfehlen jedoch, im Laden gekaufte Produkte zu verwenden, falls Du eine genaue Dosis THC/CBD benötigst.

GLEITMITTEL

Ja, auch das Gleitmittel, mit dem man die Nächte mit seinem Lover aufpeppen kann, gilt als Topical. Folgerichtig findet man alle Arten von mit Cannabis infundierten Gleitmitteln überall dort, wo Gras oder Gleitmittel verkauft werden.

Natürlich sind bisher kaum oder gar keine Untersuchungen darüber durchgeführt worden, ob Cannabis das Gleitmittel wirklich verbessert, da solche Studien schwierig durchzuführen wären. Wie wir später erklären werden, weist Cannabis jedoch potenzielle Nutzen für unsere Haut auf, und wir können uns gut vorstellen, dass dies unabhängig davon gilt, wo die Haut sich befindet.

KOSMETIK

Wir wissen nicht, wie es sich bei Dir verhält, aber wenn wir eine schöne Make-up-Palette sehen, denken wir, "da sollte Weed drin sein". Zum Glück gibt es alle Arten von Unternehmen, die unsere Wünsche erfüllen und behaupten, dass ihre Rezepturen Nutzen für die Haut bieten oder bestimmte Zustände lindern können. Diese Behauptungen werden jedoch nicht unbedingt von der Wissenschaft gestützt. Stelle also sicher, dass Du Deine eigene Recherche betreibst.

Die meisten Cannabiskosmetika sind mit CBD-Öl angereichert, aber wir denken, dies liegt nur daran, dass die Forschung und Tests bei der Infusion von THC sehr streng sind. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis auch THC in allen möglichen Make-up- und Schönheitsprodukten auftauchen wird.

MEDIZINISCHE CREMES

Wenn man bedenkt, wie intensiv Cannabinoide und Terpene in letzter Zeit auf ihre medizinische Zweckmäßigkeit hin untersucht wurden, ist es nur folgerichtig, dass THC und CBD ihren Weg auch in medizinische Cremes gefunden haben.

Diese Cremes wurden entwickelt, um alle Arten von hautbezogenen Gesundheitsproblemen zu lindern, wobei einige deutlich wirksamer sind als andere. Potenzial haben sie jedoch alle, wobei dieses wahrscheinlich noch umfassender sein wird, wenn einmal mehr Forschung betrieben wurde und die Rezepturen entsprechend angepasst sind.

Medizinische cremes

WIE VERHÄLT ES SICH MIT CBD-TOPICALS?

Viele Menschen, denen mit Weed infundierte Produkte neu sind, gehen davon aus, dass "Cannabis" und "THC" gleichbedeutend sind. Man darf jedoch nicht vergessen, dass CBD-Produkte selbst an Orten häufig unter den Oberbegriff "Cannabis" subsumiert werden, an denen THC für die medizinische Anwendung und den Genuss in der Freizeit legal ist.

Der Grund ist mehr als einfach: Wir erkennen Begriffe wie Cannabis und Weed unmittelbar. Diese Begriffe umweht immer noch ein Hauch von "Tabu", was sich wiederum das Marketing zunutze macht. Der Begriff "CBD" dagegen gewinnt an Popularität, weist aber immer noch nicht denselben Wiedererkennungswert auf. Das Cannabinoid wird zwar trotzdem meist auf dem Frontetikett erwähnt, ist aber nicht oft Teil des Produktnamens.

Davon abgesehen kann man davon ausgehen, dass die Nutzen topischer Produkte, die entweder mit THC oder CBD angereichert sind, größtenteils übereinstimmen.

WIE WIRKEN CANNABIS-TOPICALS?

Wenn von den Nutzen die Rede ist, fragst Du Dich vielleicht, wozu Cannabis gut ist, wenn man es topisch anwendbaren Produkten hinzufügt. Welcher Teil der Haut nimmt denn eigentlich THC oder CBD auf?

Man hat festgestellt, dass sich das Endocannabinoid-System nicht auf unsere inneren Abläufe beschränkt, sondern auch auf unsere Haut einwirkt. Ebenso wie die Rezeptoren in unserem Körper sind auch die Rezeptoren in unserer Haut für das Zusammenspiel mit Endocannabinoiden ausgestattet. Phytocannabinoide wiederum können entweder an dieselben Rezeptoren binden oder aber das System indirekt beeinflussen.

MACHEN CANNABIS-TOPICALS HIGH?

Das lässt jedoch eine weitere wichtige Frage offen: Können diese Produkte high machen? Nun, bei CBD-Produkten kommt das überhaupt nicht in Frage, da dieses Cannabinoid Dich schon mal gar nicht high machen kann. Und selbst wenn das Topical THC enthalten sollte, wird es trotzdem kein High auslösen.

Warum ist das so? Topisch angewendetes THC (und andere Cannabinoide) können die Haut ganz einfach nicht durchdringen und in den Blutkreislauf gelangen.

Es gibt jedoch transdermale Produkte, die Cannabinoide über die Haut in den Blutkreislauf befördern sollen. Dabei handelt es sich jedoch nicht um echte Topicals. Da Du Dich wahrscheinlich längst entschieden haben, ob Du high werden willst oder nicht, ist dieser Unterschied in der Terminologie von entscheidender Bedeutung.

BEI WELCHEN LEIDEN KÖNNEN CANNABIS-TOPICALS EINGESETZT WERDEN?

Wie bereits erwähnt, wurde eingehend untersucht, welche Auswirkungen Cannabinoide auf unsere Haut haben können. In diesem Prozess haben wir eine Reihe vielversprechender Nutzen entdeckt, die Cannabis-Topicals einen Platz in der medizinischen Versorgung verschaffen könnten.

AUTOIMMUNE ENCEPHALOMYELITIS/MULTIPLE SCLEROSE

Zunächst einmal wurden Cannabinoide relativ umfassend getestet, um zu ermitteln, ob sie zur Behandlung von Multipler Sklerose dienen können. Es ist noch nichts bewiesen, aber eine Studie an Mäusen aus dem Jahr 2015 über die Wirksamkeit von CBD in Cremeform gegen autoimmune Enzephalomyelitis, ein häufiges Modell für MS, zeigt vielversprechende Ergebnisse. Insbesondere fanden die Forscher bei Tieren mit dieser Erkrankung neuroprotektive Wirkungen und verringerte Symptome, wenn sie täglich mit einer CBD-infundierten Creme behandelt wurden.

Indem es die Erkrankung an mehreren Fronten abwehrte, zeigte CBD in Tiermodellen vielversprechende Möglichkeiten zur Behandlung dieser und ähnlicher Krankheiten. Dies kann zwar nicht als zwingender Beweis gelten, reicht jedoch aus, um den Weg für die Forschung an Menschen freizumachen, die an MS leiden.

ALLERGISCHE DERMATITIS

Obwohl meist CBD als das eigentlich "medizinische" Cannabinoid angesehen wird, weist auch THC viele potenzielle Anwendungen für die Gesundheit der Haut auf. Die allergische Dermatitis zum Beispiel scheint sich angesichts des psychotropen Cannabinoids zurückzuziehen.

Die Forscher hinter dieser Studie aus dem Jahr 2013, die ebenfalls an Mäusen durchgeführt wurde, untersuchten sowohl normale Tiere als auch Nager mit einem Mangel an CB1/2-Rezeptoren, wobei beide Gruppen an AD litten. Die Mäuse wurden mit topisch angewendetem THC behandelt. Man stellte fest, dass beide Gruppen eine Abnahme der Infiltration und Schwellung der myeloischen Immunzellen aufwiesen, was darauf hinweist, dass die Behandlung die allergische Entzündung unterdrückte.

Natürlich muss noch mehr Forschung betrieben werden, um diese Ergebnisse zu stützen. Die Tatsache, dass es bei Mäusen zu funktionieren scheint, die keine aktiven CB1/2-Rezeptoren besitzen, eröffnet jedoch eine Welt voller Möglichkeiten.

PSORIASIS

Schließlich könnten Menschen, die an Psoriasis oder Schuppenflechte leiden, in naher Zukunft von Cannabiscremes eine Linderung ihres Leidens erwarten. Bereits 2007 testeten Wissenschaftler menschliche Hautproben mit einer geheim gehaltenen Mischung von Cannabinoiden, um festzustellen, wie diese sich auf die Produktion überschüssiger Hautzellen auswirken würden. Wie sich herausstellte, konnten die Cannabinoide die Produktion signifikant verlangsamen, wobei ihre Wirkungen unabhängig von den CB-Rezeptoren waren. Dies legt wiederum nahe, dass Cannabinoide einen Platz im Kampf gegen Psoriasis haben könnten.

Nun, bei allem angemessenen Optimismus gibt es doch ein paar Probleme, die wir anerkennen müssen. Zunächst einmal wird in der Studie nicht erwähnt, welche Cannabinoide verwendet wurden. Zweitens wurde die Studie vor über einem Jahrzehnt durchgeführt, so dass noch viel zu tun ist. Und es müssen Tests an lebenden menschlichen Freiwilligen durchgeführt werden, anstatt nur Haut- oder Zellproben zu untersuchen.

WOFÜR SIND CBD-TOPICALS GUT?

Da wir bislang nur allgemein über Cannabis-Topicals gesprochen haben, fragst Du Dich möglicherweise, was CBD im Besonderen für Dich tun kann.

Wie bereits erwähnt, sind die Auswirkungen von topischem Cannabis sehr lokalisiert, was bedeutet, dass sie sich nur auf den Bereich auswirken, auf den sie direkt angewendet werden. Im Gegenzug kannst Du deshalb kein topisches CBD verwenden, um geistige oder innere körperliche Probleme zu behandeln.

Abgesehen davon wurde in präklinischen Umgebungen beobachtet, dass CBD Entzündungen und Schmerzen erfolgreich bekämpft. Beides sind Probleme, an denen möglicherweise auch die Haut beteiligt ist. In diesen Fällen könntest Du sicherlich versuchen, eine topische CBD-Creme zu verwenden, um Deine derzeitige Behandlung zu unterstützen. Dies solltest Du jedoch nur nach Rücksprache mit Deinem Arzt tun.

Ebenso kannst Du auch versuchen, CBD-Topicals für weniger schwerwiegende Probleme wie
einen Sonnenbrand einzusetzen. Dabei darf man jedoch nicht vergessen, dass in Bezug auf die Wirksamkeit in diesem Zusammenhang noch nichts nachgewiesen wurde.

WIE MAN CANNABIS- ODER CBD-TOPICALS VERWENDET

Am Ende dieser Diskussion sollten wir zur Abrundung noch schnell beschreiben, wie Du diese Topicals für Dich selbst verwenden kannst.

Alles, was Du tun musst, ist, ein wenig von dem Topical zu nehmen und es direkt auf Deine Haut aufzutragen. Du solltest es zunächst an einer kleinen Hautstelle testen, um zu sehen, ob eventuell eine allergische Reaktion oder ähnliches auftritt. Ist dies nicht der Fall, kannst Du das Topical auf dem gesamten betroffenen Bereich anwenden.

Du wirst davon nicht high werden, weshalb das Risiko, über Bord zu gehen, nicht besteht – es ist aber trotzdem ratsam, mit einer kleinen Menge zu beginnen. Sobald Du eine Menge gefunden hast, die bei Dir optimal wirkt, gibt es schließlich keinen Grund, eine größere Menge anzuwenden. Sollte die Menge dagegen nicht ausreichen, kannst Du etwas mehr verwenden und beobachten, was passiert.

SOLLTEST DU CANNABIS ODER CBD-TOPICALS AUSPROBIEREN?

Angesichts des minimalen Risikos und der Vielzahl möglicher Wirkungen gibt es unseres Erachtens viele Gründe, Cannabis-Topicals eine Chance zu geben. Egal, ob Du Dich für eine THC-Lotion, ein CBD-Make-up oder ein 1:1-Gleitmittel entscheidest – es gibt unzählige Möglichkeiten, die es zu entdecken gilt.

Steven Voser
Steven Voser

Steven ist ein Langzeitveteran des Cannabis-Journalismus und hat sich mit jeden Aspekt des Themas eingehend befasst. Er hat besonderes Interesse an der Cannabiskultur, der entstehenden Cannabis-Wissenschaft und daran, wie sie weltweit die Rechtslandschaft formt.