Die CO2-Bilanz des Cannabisanbaus


Die CO2-Bilanz des Cannabisanbaus
Steven Voser

Die Cannabisindustrie in den USA hat einen Wert von fast 7 Milliarden Dollar. Diese aufstrebende neue Branche belastet jedoch auch die Umwelt stark.

Während in den USA immer mehr Staaten ihre Cannabisgesetze ändern und sich die öffentliche Meinung in Bezug auf die Nutzung der Pflanze generell zum Positiven wendet, bekommt auch die Diskussion über den CO2-Fußabdruck von Cannabis deutlich größere Aufmerksamkeit. Angesichts der absehbaren Auswirkungen des Klimawandels wollen immer mehr Menschen wissen, welchen Einfluss die neue Einnahmequelle Amerikas auf die Umwelt hat.

DIE NACHFRAGE NACH WEED VERSTEHEN

Die nachfrage nach weed verstehen

In 9 US-Bundesstaaten plus Washington DC ist Cannabis vollständig legalisiert und insgesamt 29 US-Bundestaaten haben medizinische Marihuana-Programme. Laut Umfragen aus den Jahren 2013 und 2014 bilden Kalifornien und Michigan, wo rund 4.633.000 bzw. 1.304.000 Menschen Weed konsumieren, die größten Märkte für den Verkauf von Cannabis.

Es besteht kein Zweifel daran, dass der Markt für legales Cannabis in den USA boomt. Im vergangenen Jahr hat die Branche rund 6,7 Milliarden US-Dollar durch legale Verkäufe eingenommen, was im Vergleich zum Jahr 2015 eine über 30%ige Umsatzsteigerung bedeutet.

Man erwartet, dass die gesamte Branche bis 2021 mehr als 20 Milliarden US-Dollar wert sein wird. Angesichts ihrer schnellen und gewaltigen Expansion vergleichen Experten das Wachstum der Cannabisindustrie mit dem Dotcom-Boom und sogar mit dem Aufstieg der Kabelfernseh- und Breitbandindustrie in den 80er und 90er Jahren.

Obwohl solche neuen Branchen immer mit einer gewissen Unsicherheit behaftet sind, steht eines fest: Cannabis ist in den USA sehr gefragt. Das Beste ist, dass das Angebot zur Befriedigung dieses Bedarfs von großen Investoren getragen wird.

CANNABIS, KOHLENDIOXIDEMISSIONEN UND DIE UMWELT

Es ist also offenkundig, dass in den USA eine große Nachfrage nach legalem Gras besteht und es keinen Mangel an Unternehmen gibt, um diese Nachfrage zu decken. Doch trotz aller Gerüchte, die Du vielleicht über Cannabis als ökologische Nutzpflanze gehört hast – es verhält sich leider nicht so: Anbau, Behandlung und Produktion von Blüten belasten die Umwelt. Diese Belastung ist leider ziemlich groß.

Cannabis kann im Zuchtzelt oder im Freien angebaut werden. Beides ist in den USA - natürlich abhängig von den regionalen Gesetzen der Bundesstaaten - legal. In Kalifornien können lizenzierte Züchter zum Beispiel sowohl in Zuchtzelten als auch im Freien operieren, während in Colorado der Anbau in Innenräumen viel beliebter ist.

Hier geht es darum, wie beide Arten des Cannabisanbaus die Umwelt beeinflussen:

DER EINFLUSS DES ANBAUS IM FREIEN

Cannabis, kohlendioxidemissionen und die umwelt

Man schätzt, dass in den USA der Staat Kalifornien ungefähr 60% des nationalen Cannabis produziert. Bei dieser hohen Produktion muss man nicht weit schauen, um die Umweltauswirkungen des Cannabisanbaus in der Region wahrzunehmen.

Das Emerald Triangle ist eines der berühmtesten Cannabisanbaugebiete der Welt. Hier produzieren Freiland-Farmen massive Pflanzen, die bis zu 5 Meter hoch werden können und mit Blüten so vollgepackt sind, dass sie ihr Eigengewicht nicht mehr tragen können.

Um diese Pflanzen in einem Bundesstaat, der sich mitten in einer Dürre befindet, während des heißen Sommers gesund zu halten, verbrauchen die Farmen enorme Mengen Wasser. Auch führt die Erschließung dieses Gebiets mit Straßen zur Erosion des Bodens und zu Wolkenströmungen, während die Umleitung von Bächen den Lebensraum von Fischen bedroht und giftige Algenblüte hervorruft.

Schließlich gibt es überall in der Gegend verstreute, illegale "Guerilla-Grows", deren Betreiber zum Schutz vor Schädlingen gefährliche Gifte einsetzen, die letztendlich auch andere Säugetiere gefährden.

DER EINFLUSS DES ANBAUS IN INNENRÄUMEN

Cannabis, kohlendioxidemissionen und die umwelt

Soweit der Anbau im Freien. Leider fällt die ökologische Bilanz des Cannabisanbaus in Innenräumen nicht viel besser aus.

Im Jahr 2013 beschrieb eine Analyse des Energieverbrauchs beim Cannabisanbau durch das Washington State Liquor and Cannabis Board unser geliebtes Gras als energieintensives Produkt.[1] Die Analyse ergab, dass für die Herstellung von etwa 1kg Cannabisblüten in Innenräumen fast 4000 Kilowattstunden benötigt wurden. Um dieselbe Menge Aluminium zu produzieren, so erschließt sich aus dem Bericht, sind rund 14 Kilowattstunden erforderlich.

Eine Studie aus dem Jahr 2012 stellte fest, dass die Marihuana-Produktion energieintensive Praktiken erfordert und die USA jährlich etwa 6 Milliarden US-Dollar kostet.[2] Diese Studie besagt, dass die Produktion von 1kg Cannabisblüten ungefähr 4600kg Kohlendioxid freisetzt. Dies entspricht, wie sich aus dem Bericht ergibt, ungefähr den Emissionen von 3 Millionen US-Autos.

Im Jahr 2007 fand das Schatz Energy Research Center (SERC) an der Humboldt State University in Kalifornien heraus, dass der Cannabisanbau in Innenräumen etwa 10% der Elektrizität des Landes verbraucht, was ausreicht, um etwa 13.000 amerikanische Haushalte zu versorgen.[3] Das Center fand zudem heraus, dass einige Anbauer in einem Monat fast 10.000 Kilowattstunden Strom verbrauchen, was über zwanzigmal mehr ist als ein durchschnittlicher Haushalt benötigt.

WIE KÖNNEN DIE ANBAUER DIE SITUATION VERBESSERN?

Wie können die anbauer die situation verbessern?

In den USA besteht eines der Hauptprobleme im Zusammenhang mit dem Anbau von Cannabis darin, dass die Industrie derzeit auf fossile Energieträger setzt. Obwohl die Erzeuger auf erneuerbare Energiequellen zurückgreifen könnten, ist dies teuer und oft ohne Finanzierung nicht möglich.

Auch scheuen viele Cannabiszüchter angesichts der Ungewissheit in der Cannabisindustrie das Risiko, in solch teures Gerät zu investieren. Obwohl Du Dir in Denver oder San Diego in einer Ausgabestelle die zugelassene Menge Blueberry besorgen kannst, bleibt Cannabis – egal, was die Gesetze in den Bundesstaaten sagen – auf föderaler Ebene letztendlich eine verbotene Substanz.

Ohne ein föderales Versprechen, die Substanz bald zu legalisieren, muss die Branche mit einer unangenehmen Unsicherheit leben.

Das bedeutet jedoch nicht, dass eine Reform mit erneuerbaren Energien in dieser Branche unmöglich ist. In Boulder County, Colorado,müssen lizenzierte Cannabiszüchter zum Beispiel entweder ihren Energiebedarf durch erneuerbare Energiequellen decken oder einen Zuschlag pro Kilowattstunde zahlen, der direkt an den örtlichen Boulder County Energy Impact Offset Fonds fließt.

Dieser Fonds setzt seine Mittel dafür ein, die Entwicklung effizienter Beleuchtungs- und Lüftungssysteme und ähnlicher technischer Geräte voranzutreiben.

Ein Großteil der Nachrichten drehte sich um das schnelle Wachstum der Cannabisindustrie, was den Lesern suggerierte, dass jedes Unternehmen, das in der "Canna-Sphäre" tätig ist, große Gewinne einbringt. Doch das verhält sich nicht zwangsläufig so.

Obwohl Cannabis ein äußerst profitables Geschäft sein kann, ist es wichtig, zu bedenken, dass Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind, auch hohe Ausgabekosten zu tragen haben. Diese Kosten entstehen in der Regel durch Steuern und Compliance-/Regulierungsgebühren, die von Unternehmen gezahlt werden müssen, um in der Branche legal tätig sein zu dürfen.

Wenn es um die US-Cannabisindustrie geht, darf man keineswegs vergessen, dass dieses Geschäft noch in den Kinderschuhen steckt. Jede neue Branche braucht Zeit, um zu wachsen, zu florieren und um sich dann zu entwickeln. Tatsächlich beginnen viele Branchen, die es seit Jahrhunderten gibt, erst jetzt, ihre Praktiken zu verbessern - und sie unterliegen nicht den zusätzlichen rechtlichen Anforderungen, mit denen die Weed-Branche konfrontiert ist.

Es versteht sich von selbst, dass die Produktion von Cannabis eine Menge Energieemissionen verursacht und starke Auswirkungen auf die Umwelt hat.

Hoffentlich werden das weitere Wachstum der Branche und die Ausweitung der Legalisierungsbemühungen, die den Unternehmen die Arbeit erleichtern, in naher Zukunft dazu führen, dass eine nachhaltige, profitable und umweltfreundliche Branche geschaffen werden kann.

Verweise

  1. ^ Washington State Liquor and Cannabis Board, Environmental Risks and Opportunities in Cannabis Cultivation, abgerufen November-29-2018
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  2. ^ Amazon S3, The carbon footprint of indoor Cannabis production, abgerufen November-29-2018
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  3. ^ Humboldt State Now, Schatz Lab Finds Indoor Grows Use Huge Amounts of Power, abgerufen November-29-2018
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Steven Voser
Steven Voser

Steven ist ein Langzeitveteran des Cannabis-Journalismus und hat sich mit jeden Aspekt des Themas eingehend befasst. Er hat besonderes Interesse an der Cannabiskultur, der entstehenden Cannabis-Wissenschaft und daran, wie sie weltweit die Rechtslandschaft formt.