Wann, warum und wie Marihuana illegal wurde


Wann, warum und wie Marihuana illegal wurde
Steven Voser

Cannabis war für eine sehr lange Zeit illegal. Aber wie, wann und warum passierte das? Lies mehr über die Geschichte des Marihuana-Verbots.

Heutzutage ändern die USA und andere Länder die Gesetzgebung über die Rechtmäßigkeit von Cannabis. Da unsere Gesellschaft beginnt, ihre Ansichten über Cannabis zu ändern, fragen sich viele Leute, warum Weed überhaupt jemals verboten wurde.

Es gibt viele Theorien über die verschiedenen Faktoren, welche die US-Regierung dazu brachten, ein Verbot zu erzwingen. Falls Du ein Faible für Verschwörungstheorien hast, solltest Du nicht zögern, "Warum ist Weed illegal?" zu googeln und wir garantieren Dir, dass Du mit Deiner Recherche für mehrere Tage beschäftigt sein wirst.

WANN WURDE MARIHUANA IN DEN USA FÜR ILLEGAL ERKLÄRT?

Ab ungefähr 1906 begannen in den meisten Bundesstaaten der USA die Einschränkungen für die Nutzung von Cannabis, egal, ob für den Freizeitgebrauch, den Einsatz aus medizinischen Gründen oder für die Verarbeitung in der Industrie.

Vor diesem Einschnitt wurde Cannabis häufig für die Herstellung medizinischer Tinkturen oder industrieller Produkte wie z.B. Fasern verwendet.

Ab 1850 war zudem auch der Cannabiskonsum zu Erholungszwecken relativ populär; so gab es etwa in den meisten US-amerikanischen Großstädten orientalische Hasch-Bars.

Die Hauptbeschränkungen für Cannabis wurden durch Betäubungsmittelgesetze durchgesetzt, wie der Pure Food and Drug Act, der 1906 vom Kongress verabschiedet wurde. Dieses Gesetz forderte, dass bestimmte Medikamente, einschließlich Cannabis, genau gekennzeichnet werden mussten.

Von nun an begannen einzelne Staaten ihre eigenen Gesetze über die besondere Etikettierung von Substanzen wie Cannabis zu verabschieden. Als Beispiele seien die weiteren Regelungen über den Verkauf von Cannabis und Cannabisprodukten in Massachusetts 1911, sowie in New York und Maine 1914 genannt.

Im Jahr 1925 unterstützten die USA bei der internationalen Opium-Konvention offiziell die Regulierung von indischem Hanf (im Wesentlichen THC-reiches Cannabis). Die Konvention beschränkte die Ausfuhr von indischem Hanf und alle daraus gewonnenen Produkte (wie Haschisch) in Länder, die diese Substanz bereits verboten hatten.

1930 riefen die USA das Federal Bureau of Narcotics ins Leben, um das Verbot und die Kontrolle von Freizeitdrogen massiv voranzutreiben. Das Büro wurde von Harry J. Anslinger geführt, der, wie wir sehen werden, oft als „Vater des Cannabisverbots in den USA“ betitelt wurde.

Im Jahr 1932 verabschiedeten die USA den Uniform State Narcotic Act, der grundsätzlich alle Staaten aufforderte, sich in einer Front gegen den Handelsverkehr von Suchtstoffen einzureihen und den Handel unter einheitlichen Gesetzen zu regeln. Mitte der 30er Jahre hatten alle US-Staaten irgendeine Art der Regulierung von Cannabis erzwungen.

Der Besitz oder Vertrieb von Marihuana für die Freizeitnutzung wurde im Jahr 1937 in den USA nach dem Bundesgesetz unter dem Marijuana Tax Act für illegal erklärt.

Im Jahr 1970 wurde das Steuergesetz durch das Gesetz über kontrollierte Substanzen („The Controlled Substances Act“) ersetzt. Dort wurden Substanzen offiziell in 5 verschiedenen Anlagen gelistet, gestaffelt auf der Grundlage ihrer Gefährlichkeit und ihres Suchtpotenzials, wobei Anlage I die Substanzen umfasste, die man für am gefährlichsten hielt und denen das stärkste Suchtpotenzial zugeschrieben wurde. Auch Cannabis fand sich in dieser Anlage I wieder.

Den Substanzen in Anlage I schrieb man ein hohes Suchpotential zu, zudem sprach man ihnen ab anerkannte medizinische Verwendungen aufzuweisen und kennzeichnete sie schließlich als völlig unsicher.

WARUM WURDE MARIHUANA KRIMINALISIERT?

Warum wurde marihuana kriminalisiert?An diesem Punkt beginnen die Theorien sehr interessant und komplex zu werden. Harry J. Anslinger, der Leiter des US-Bundesbüros für Betäubungsmittel, wird oft als einer der entscheidenden Mitstreiter für das Cannabisverbot in den USA angesehen.

Anslinger behielt seine Position als Beauftragter des Büros (bis 1962) über ganze 32 Jahre bei und arbeitete auch zwei jahre lang als U.S. Repräsentant der United Nations Narcotics Commission. Vor seiner Tätigkeit im Büro für Betäubungsmittel war Anslinger auch aktiv als Leiter des Department of Prohibition in Washington, D.C.

Nach Johann Hari, dem Verfasser des Buches "Chasing The Scream: The First and Last Days of the War on Drugs" (Die ersten und letzten Tage des Krieges gegen Drogen), begann Anslinger seinen Fokus auf Cannabis zu legen, nachdem das Alkoholverbot im Jahr 1933 aufgehoben wurde. Angeblich soll Anslinger vor diesem Zeitpunkt geäußert haben, er sehe kein Problem mit Cannabis, vor allem deshalb, weil diese Substanz niemanden verletzt und niemanden gewalttätig gemacht habe.

Allerdings änderte Anslinger rasch seine Meinung, als er (so jedenfalls laut Hari) bemerkte, dass er nunmehr für eine riesige Abteilung verantwortlich war, die eigentlich gar nichts zu tun hatte. So kam es, dass Anslinger die Menschen umgehend vor den Auswirkungen von Cannabis warnte. Zuerst würde es Dich in eine delirierende Wut werfen, dann würdest Du unter erotischen Träumen und/oder Halluzinationen leiden, bevor Du endlich den unvermeidlichen Endpunkt erreichst: Den Wahnsinn. Ainslinger ist hinreichend bekannt für seine lächerlichen und rassistischen Zitate über Cannabis und Cannabisnutzer.

Um die Macht des "Teufelskrauts" zu beweisen, kam Anslinger immer wieder auf den Fall von Victor Licata zurück, einem Jungen aus Florida, der seine Familie mit einer Axt umgebracht hatte.

Dieser Fall, kombiniert mit der Aussage eines einzigen Arztes, wonach Cannabis gefährlich sei (von 30 Ärzten, die Anslinger kontaktierte, hatten 29 scheinbar eine ganz andere Einschätzung abgegeben), befeuerte Anslinger fortan den Kreuzzug gegen Cannabis, um die Angst vor der Macht des „demon weed“ (Teufelskrauts) in die Herzen aller Amerikaner zu pflanzen.

Im Jahr 1936 bemerkte Anslingers Behörde eine Zunahme des Cannabiskonsums. Dieser Anstieg setzte sich bis 1937 fort. An diesem Punkt startete Anslinger eine Kampagne gegen Cannabis („Reefer Madness!“, zu deutsch etwa“Kifferwahnsinn“) und nutzte das Zeitungsimperium des Medienmoguls William Randolph Hearst, um die Cannabispflanze zu dämonisieren.

1937 wurde Cannabis in den USA nach dem „Marijuana Tax Act“ dann offiziell zu einer illegalen Substanz.

DER EINFLUSS DER MEXIKANISCHEN IMMIGRATION AUF DAS MARIHUANA-VERBOT

In einem Artikel auf drugpolicy.org führen Dr. Malik Burnett und Amanda Reiman eine interessante Argumentation in die Diskussion ein, wonach die mexikanische Einwanderung den Umschwung zum Marihuana-Verbot in den frühen 1900er Jahren beeinflusste.

Obwohl wir Burnett und Reimans Gedankengang hier nicht ausführlich nachgehen können, werden wir ihn kurz zusammenfassen, weil wir glauben, dass ein sehr interessanter Aspekt angesprochen wird.

Die mexikanische Revolution war ein gewalttätiger Krieg, der von ungefähr 1910 bis 1920 andauerte und die mexikanische Kultur und Regierung radikal veränderte. Vor allem in Staaten wie Texas und Louisiana führte die Revolution zu einem großen Zustrom von Einwanderern, die auch neue Sitten und kulturelle Praktiken mitbrachten.

Der einfluss der mexikanischen immigration auf das marihuana-verbot

Einer dieser Bräuche war der Konsum von Cannabis, das die Mexikaner als "Marihuana" bezeichnen. Als die Medien begannen, die große Welle der mexikanischen Immigranten zu dämonisieren (wie es in vielen Ländern üblich zu sein scheint, wenn sie mit einem plötzlichen Zustrom von ausländischen Menschen konfrontiert werden), erwies sich die Tatsache als superpraktisch, dass die Amerikaner nicht wussten, was "Marihuana" eigentlich ist.

Im Wesentlichen argumentieren Burnett und Reiman, dass die Dämonisierung von Marihuana nichts weiter als eine Erweiterung der Dämonisierung der mexikanischen Menschen war, die in die USA kamen, um den Herausforderungen in ihrem eigenen Land zu entkommen.

Diese Taktik war nichts Neues; dasselbe geschah in den USA, Australien und vielen anderen Nationen, als die chinesische Einwanderung aktuell war. Der einzige Unterschied bestand darin, dass die Chinesen dafür dämonisiert wurden, Opium mit sich zu bringen, anstatt Cannabis.

DAS MARIHUANA-VERBOT RUND UM DEN GLOBUS

Cannabisgesetze variieren von Land zu Land. 1925 wurde Cannabis allerdings nach der Internationalen Opium-Vereinbarung in den meisten Nationen illegal, welche der ersten Vereinbarung nachfolgte, die 1912 in Den Haag in den Niederlanden unterzeichnet wurde.

Bei der Konvention von 1912 handelte es sich im Wesentlichen um den ersten internationalen Drogenkontrollvertrag, der sich besonders mit dem wachsenden Handel und der Verwendung von Opium beschäftigte. Sie wurde von Deutschland, den Vereinigten Staaten, China, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, den Niederlanden, Persien, Portugal, Russland und Siam unterzeichnet.

Eine überarbeitete Internationale Opium-Konvention wurde dann 1925 in Genf, Schweiz, beraten. Auf dieser Versammlung schlugen Ägypten, China und die USA ein Verbot von Haschisch vor, das somit dem Text des Vertrages hinzugefügt wurde, der zuvor hauptsächlich mit Kokain und Opium befasst war.

Ein Unterausschuss schlug vor, den Text zu erweitern, um die Produktion, den Verkauf und den Handel von Charas-Haschisch zu verbieten und verschiedene andere Produkte, die aus Cannabis gewonnen wurden, während die Verwendung von indischem Hanf ausschließlich auf wissenschaftliche und medizinische Zwecke eingeschränkt wurde.

Indien und ein paar andere Länder protestierten jedoch dagegen, weil es aufgrund der verschiedenen sozialen und religiösen Bräuche, sowie der Verbreitung von wildem Cannabis schwierig sei, diese Einschränkungen durchzusetzen.

Daher hat dieser Text es nie in den endgültigen Vertrag geschafft. Dennoch wurde die Ausfuhr von indischem Hanf in jedes Land verboten, in dem er für illegal erklärt worden war.

Alle Länder, die indischen Hanf importieren wollten, mussten nachweisen, dass er ausschließlich für medizinische oder wissenschaftliche Zwecke verwendet wird. Unterdessen wurde von allen Nationen erwartet, dass sie alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um den internationalen Handel mit indischem Hanf und Produkten wie Haschisch zu unterbinden.

1961 wurde die Konvention praktisch durch die „Single Convention on Narcotic Drugs“ ersetzt, die damit zum ersten internationalen Vertrag wurde, der Cannabis offiziell verbot.

In New York City ausgearbeitet und unterzeichnet, erweiterte dieser Vertrag die Vorschriften der vorangehenden insoweit, als dass man nun auch neue opioide Medikamente kontrollierte und beschränkte, sowie der Geltungsbereich auf Cannabis erweitert wurde.

Die Konvention gab der Kommission für Suchtstoffe und der Weltgesundheitsorganisation WHO die Befugnis, Drogen zu den vier verschiedenen, durch den Vertrag festgelegten Listen hinzuzufügen, zu entfernen und in andere Listen zu übertragen.

Mittlerweile war das International Narcotics Control Board ins Leben gerufen worden, das für die Umsetzung der Kontrollen bezüglich der Drogenproduktion, des internationalen Handels und der Zuteilung verantwortlich zeichnete. Zusätzlich wurde das United Nations Office on Drugs and Crime (UNODC) beauftragt, gemeinsam mit den einzelnen Ländern und ihren Behörden die Einhaltung der Konvention zu gewährleisten.

NACHGEDANKEN

Also, jetzt hast Du ihn, den ausführlichen Blick darauf, wann, wie und warum Cannabis in den USA und auf der ganzen Welt illegal wurde.

Wie wir bereits erwähnt haben, gibt es unzählige alternative Theorien über die Gründe für das Verbot, die im Internet diskutiert werden. Falls Du an ihnen interessiert bist, vertraue der guten alten Google-Suche, um zumindest die beliebtesten Theorien zu entdecken.

In diesem Artikel haben wir versucht, Dir eine grundlegende Zeitleiste der Ereignisse zu geben, die letztendlich zur Entkriminalisierung von Cannabis führen. Und obwohl Cannabis in den USA bundesweit noch immer eine kontrollierte Substanz ist, vertrauen wir darauf, dass es nicht mehr lange so bleiben wird.

(Bildnachweis Harry J. Anslinger: Quelle Wikipedia)

Steven Voser
Steven Voser

Steven ist ein Langzeitveteran des Cannabis-Journalismus und hat sich mit jeden Aspekt des Themas eingehend befasst. Er hat besonderes Interesse an der Cannabiskultur, der entstehenden Cannabis-Wissenschaft und daran, wie sie weltweit die Rechtslandschaft formt.