Tötet Cannabis Gehirnzellen? – Cannabismythen entlarvt


Tötet Cannabis Gehirnzellen? – Cannabismythen entlarvt
Adam Parsons

Über Jahre hinweg wurde behauptet, Cannabis töte Hirnzellen, doch jetzt zeigt die Forschung, dass Cannabis sogar das Wachstum von Hirnzellen stimulieren kann.

Für lange Zeit wurde behauptet, dass chronischer Cannabiskonsum Hirnzellen abtötet. Heute ist man sich weitestgehend einig, dass dies so nicht stimmt. In der Tat haben einige Studien gezeigt, dass die Bestandteile von Cannabis die Hirnzellen schützen und sogar die Neurogenese fördern können.

Es ist kein Geheimnis, dass sich unsere Meinung hinsichtlich Cannabiskonsum verändert. Da die Legalisierunsbewegung an Zuspruch gewinnt, wird das Stigma rund um Cannabis, seine Verwendung und seine Wirkung, langsam durch neue Erkenntnisse über die Pflanze und ihre Interaktion mit unserem Körper in Frage gestellt.

Jedoch sollte man nicht vergessen, dass der Cannabiskonsum für lange Zeit sehr viel Kritik von Leuten einstecken musste, die behaupteten, dass Cannabis faul, dumm oder sogar verrückt macht. Eine der häufigsten negativen Behauptungen gilt den negative Effekten von Cannabiskonsum auf das Gehirn.

Also woher genau kam die Vorstellung, dass Cannabis Gehirnzellen tötet?

MYTHOS: CANNABISKONSUM TÖTET GEHIRNZELLEN

Das Argument, dass Cannabis Gehirnzellen tötet, schaffte es in den 70er Jahren auf die Titelblätter. Diese Behauptungen beruhten auf der Studie von Dr. Robert Heath von der Tulane University Medical School in New Orleans.

Die US-Regierung finanzierte die Kultivierung von Cannabis in den 70er Jahren, um die Wirkung des Rauschmittels an verschiedenen Instituten in ganz Amerika untersuchen zu lassen. Die Wirkung der Pflanze wurde an Tieren getestet und die Untersuchungen von Dr. Heath konzentrierten sich insbesondere auf die Wirkung bei Rhesusaffen.

Dr. Heath war der Leiter vieler Studien in den 70er und 80er Jahren, die die Wirkung von Cannabis auf Affen untersuchten. Seine berühmteste Studie wurde im Jahre 1974 durchgeführt. Rhesusaffen wurden dazu gezwungen, ein Jahr lang pro Tag ca. 30 Joints zu konsumieren. Die Studie kam zu dem Schluss, dass die Affen nach nur 90 Tagen zu verkümmern begannen und starben.

Dr. Heath schlussfolgerte, dass Gehirnschäden die Todesursache der Affen waren. Zu dieser Erkenntnis kam er, als er die Gehirnzellen der Testaffen und der Kontrollgruppe (die kein Cannabis konsumierten) zählte und feststellte, dass die Affen, die Cannabis konsumierten, weniger Gehirnzellen aufwiesen.

Basierend auf diesen Erkenntnissen sagte Ronald Reagan, der Gouverneur von Kalifornien, dass „die verlässlichsten wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass Gehirnschäden ein unvermeidbares Resultat von Cannabiskonsum sind“. Dieses berühmte Zitat erschien 1974 in der LA Times und trug jahrelang zur Kritik an Cannabis und seiner Wirkung bei.

DIE WAHRHEIT HINTER DER AFFENSTUDIE

Die wahrheit hinter der affenstudie

Heute ist die berüchtigte Heath/Tulane-Studie, die im Jahre 1974 Schlagzeilen machte, weitestgehend diskreditiert. Nach 6 Jahren ständigem Nachfragens wurden endlich Details über die Durchführung der Studie herausgegeben.

Dr. Heath zwang die Affen über einen Zeitraum von 3 Monaten in seinem Test mit einer Gasmaske eine Menge zu rauchen, die 60 Cannabis-Joints in nur 5 Minuten entsprach, anstatt von 30 Joints pro Tag in einem Zeitraum von 1 Jahr (was er ursprünglich behauptete).

Da die Affen so viel Cannabisrauch ausgesetzt waren, ohne zusätzlich Sauerstoff zu erhalten, wurden sie sozusagen täglich 5 Minuten lang erstickt. Eine der ersten Folgen der Erstickung ist das Absterben von Gehirnzellen aufgrund von Sauerstoffmangel. Genau das wurde von Dr. Heath festgestellt und fälschlicherweise auf die Wirkung von Cannabis zurückgeführt.

Seit 1974 untersuchten 2 weitere Studien die Wirkung von Cannabis auf Affen.[1] Eine von Dr. William Slikker vom National Center of Toxicological Research und die andere von Charles Rebert und Gordon Pryor vom SRI International.

Beide Studien beobachteten die Wirkung von täglichem Cannabiskonsum auf Affen für ein Jahr und fanden keine Beweise dafür, dass Cannabiskonsum zu physikalischen Veränderungen im Gehirn führt.

KÖNNTE ES SEIN, DASS CANNABIS GEHIRNZELLEN SCHÜTZT?

Könnte es sein, dass cannabis gehirnzellen schützt?

Mittlerweile wissen wir, dass die Heath/Tulane Studie, die in den 1974 Schlagzeilen gemacht und den größten Kritikpunkt an Cannabis unterfüttert hat, extrem fehlerhaft war. Weitere Forschungen in diesem Bereich konnten außerdem nicht bestätigen, das Cannabis Gehirnzellen tötet.

In einer Literaturzusammenschau aus dem Jahre 2003 von 15 Studien über Marihuana und die kognitive Funktion wurde geschlussfolgert, dass Cannabis keine permanenten Defekte im Gehirn verursacht.[2]

Die Studie analysierte Resultate von über 1.000 Probanden (sowohl von Cannabiskonsumenten als auch Leuten, die kein Cannabis konsumieren). Es wurde herausgefunden, dass Cannabiskonsumenten zwar häufiger Probleme mit dem Gedächtnis und Lernen haben, diese Effekte aber nur temporär sind.

Forschungen von der Universität in Colorado führten zu ähnlichen Ergebnissen. Die Forscher der Universität analysierten die Hirnscans von Marihuana-Konsumenten und Nicht-Konsumenten und suchten nach physikalischen Veränderungen oder Abnormalitäten. Die Studie, die 2015 veröffentlicht wurde, zeigte, dass die Konsumenten keine physikalischen Veränderungen in den größten Hirnregionen aufwiesen.[3]

Neue Forschungen haben sogar gezeigt, dass bestimmte Bestandteile von Cannabis das Wachstum von Hirnzellen stimulieren, anstatt Hirnschädigungen hervorzurufen oder die Anatomie des Gehirns zu verändern.

Forscher der University of Saskatchewan in Saskatoon in Kanada stellten 2005 die alte Behauptung, dass Cannabis Gehirnzellen tötet, völlig auf den Kopf.[4] Sie fanden heraus, dass die Verabreichung von synthetischen Cannabinoiden (die dazu entwickelt wurden, um die Effekte von THC und anderen natürlichen Cannabinoiden nachzuahmen) das Zellwachstum im Gehirn stimulieren kann.

Die Forscher beobachteten, dass die synthetischen Cannabinoide das Wachstum von neuen Neuronen im Hippocampus von Ratten stimulierte. Außerdem gaben sie an, dass die Anwendung dieser Cannabinoide auch Angstgefühle oder depressives Verhalten bei den Tieren minderte.

Seit 2005 wurden viele weitere Studien mit ähnlichen Ergebnissen und Hypothesen durchgeführt.

Studien haben gezeigt, dass bestimmte Cannabinoide, insbesondere THC und CBD, einzigartige neuroprotektive Eigenschaften besitzen. Dies wurde zum Subjekt für unzählige Versuche und legt nahe, dass sie sogar eine wichtige Rolle bei der Behandlung einer Reihe von neurodegenerativen Krankheiten spielen könnten, wie z.B. Alzheimer, Parkinson und viele mehr.

Außerdem haben Studien gezeigt, dass sowohl THC und CBD das Wachstum und die Ausbreitung von Hirntumoren, vor allem Gliomen, einschränken könnten.

FAKT: CANNABIS TÖTET KEINE GEHIRNZELLEN

Es passiert nicht oft, dass wir uns in der Welt von Cannabis bei einem Thema absolut sicher sind. Nach wie vor ist es so, dass obwohl viel Forschung für eine besseres Verständnis der Pflanze stattfindet, wir immer noch nur an der Oberfläche kratzen.

Auch wenn unser Wissen über Cannabis weit davon entfernt ist, vollständig zu sein, kann man sicher sagen, dass Cannabis keine Hirnzellen tötet. Im Gegenteil: Die Studien, die das behaupteten wurden als sehr fehlerhaft widerlegt.

Verweise

  1. ^ MIT, Myths about marijuana, abgerufen January-09-2019
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  2. ^ WebMD, Heavy Marijuana Use Doesnt Damage Brain, abgerufen January-09-2019
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  3. ^ Journal of Neuroscience, Daily Marijuana Use Is Not Associated with Brain Morphometric Measures in Adolescents or Adults, abgerufen January-09-2019
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  4. ^ Science Daily, University Of Saskatchewan Research Suggests Marijuana Analogue Stimulates Brain Cell Growth, abgerufen January-09-2019
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Adam Parsons
Adam Parsons

Als professioneller Cannabisjournalist, Autor und Texter schreibt Adam seit langem über alles, was psychoaktiv ist, CBD und all die Dinge dazwischen. In einem sich ständig verändernden Markt nutzt Adam seinen B.A. (Hons) in Multimedia-Journalismus, um mit der zeitgenössischen Forschung Schritt zu halten und all seine Projekte mit wertvollen Informationen zu versehen.