Cannabislegalisierung in Kanada: Zusammenfassung des ersten Jahres


Cannabislegalisierung in Kanada: Zusammenfassung des ersten Jahres
Max Sargent

2018 legalisierte Kanada Cannabis für den Freizeitgebrauch. Seitdem sind Esswaren, Konzentrate und verschiedene weitere Formen von Cannabis auf den Markt gekommen. Hier kannst Du in einer Zusammenfassung lesen, was im ersten Jahres der Legalisierung von Cannabis in Kanada passiert ist.

Im Oktober 2018 hat Kanada als erstes G7-Land Cannabis für den Freizeitgebrauch legalisiert. Ein Jahr später fügten sie der Kategorie gesetzlich zugelassener Marihuana-Produkte Esswaren, Konzentrate, Getränke und verschiedene andere Formen von THC-Produkten hinzu.

Aber wie hat sich die Marihuana-Branche im ersten Jahr nach der Legalisierung entwickelt und was könnte die "Cannabis-Legalisierung 2.0" bringen?

CANNABIS-LEGALISIERUNG 2.0: ESSWAREN UND KONZENTRATE

Cannabis 2.0

Cannabis 2.0 ist der gebräuchliche Name für Phase zwei der Bemühungen Kanadas, den Konsum von Marihuana als Genussmittel vollständig zu legalisieren. Während die erste Welle nur eine kleine Produktpalette auf den Markt spülte, trat im Oktober 2019 Cannabis 2.0 in Kraft, um die Optionen zu erweitern.

Diese Produkte waren jedoch erst Mitte Dezember verfügbar. Seitdem können Erwachsene auf eine größere Produktpalette als je zuvor zurückgreifen.

Die Auswirkungen der Legalisierung von Cannabis in Kanada waren etwas uneinheitlich. Was die Statistik angeht, war von 2018 bis 2019 nur ein minimaler Anstieg der Freizeitnutzung zu verzeichnen.

Laut Statistics Canada stieg die Anzahl der Kanadier, die von den neuen legalen Produkten Gebrauch machten, tatsächlich um lediglich 5%.

In Provinzen wie Ontario und Québec scheint die Legalisierung zudem eher ein verfassungsrechtliches Unterfangen zu sein, denn dort sind Einzelhandelsgeschäfte, die Cannabis verkaufen, nur schwer ausfindig zu machen. Obwohl Kunden relativ einfach online einkaufen können, geschah auch dies bisher nur zurückhaltend.

Dies ist jedoch nicht ohne Grund der Fall, da bevölkerungsreiche Provinzen wie Ontario überproportional unterversorgt sind.

In Provinzen wie New Brunswick, Alberta und Saskatchewan hingegen konnte man einen weitaus dramatischeren Anstieg feststellen, waren diese Staaten vor der Legalisierung doch stärker prohibitionistisch ausgerichtet, weshalb dank der gestiegenen Anzahl von Einzelhandelsgeschäften auch die Cannabisnutzung um 21–50% gestiegen ist.

DIE POSITIVEN AUSWIRKUNGEN DER CANNABIS-LEGALISIERUNG IN KANADA

Die Auswirkungen der Legalisierung in Kanada waren überwiegend positiv.

Die Wirtschaft verzeichnete durch den Cannabisverkauf einen Aufschwung von 8,26 Mrd. USD, was mit der Schaffung 9 000 neuer Arbeitsplätze einherging. Dieser Beschäftigungsanstieg hat sich im vergangenen Jahr noch einmal fast vervierfacht. Inzwischen hat sich auch die Anzahl der Cannabisunternehmen mehr als verdoppelt.

Diese Erfolge haben es der Regierung ermöglicht, erhebliche Steuermehreinnahmen zu erzielen und die Verbraucher davon abzubringen, sich ihre Cannabisprodukte im Untergrund zu beschaffen.

Abgesehen von der positiven Wirkung auf den Arbeitsmarkt hat die Legalisierung auch notwendige Finanzmittel erwirtschaftet, die der Erforschung von Cannabinoiden und den verschiedenen medizinischen Stärken der Cannabispflanze zugute kommen.

Kanadas Erfolg ist auch in den USA mit großem Interesse verfolgt worden und hat dem dortigen Markt die Richtung gewiesen. In den USA ist Marihuana derzeit in mehreren Bundesstaaten für den Freizeitbereich legal. Weitere Bundesstaaten machen sich an die Legalisierung, während der Kongress an Gesetzen arbeitet, mit denen finanzielle Beschränkungen für Cannabisunternehmen gelockert werden sollen.

WAS MUSS VERBESSERT WERDEN?

Am meisten Besorgnis erregt, dass der Schwarzmarkt in Kanada noch immer stark ist. Während der legale Umsatz im ersten Jahr rund 1 Mrd. USD betrug, war dies nichts im Vergleich zu den geschätzten 5–7 Mrd. USD, die auf dem illegalen Markt umgesetzt wurden.

Hierfür gibt es einen einfachen Grund: Legales Cannabis ist derzeit schlicht zu teuer. Außerdem ist es noch immer viel zu schwierig, legale Geschäfte zu eröffnen, da in bestimmten Regionen ein Lotterieprinzip angewendet wird. Darüber hinaus enthält die Gesetzgebung restriktive und Müll produzierende Verpackungsvorschriften, während auch die generell unausgewogene Qualität des Weeds ein Problem darstellt. Folglich ist es für die Nutzer derzeit noch immer einfacher und billiger, sich auf dem Schwarzmarkt mit THC-reichem Weed zu versorgen.

Es ist nicht schwer zu verstehen, warum sich der Mangel an Einzelhandelsgeschäften als Herausforderung erwiesen hat. Die gute Nachricht allerdings lautet, dass Erzeuger begonnen haben, Cannabis in optimaler Menge zu produzieren, um die Nachfrage befriedigen zu können. Sobald diese Anfangsprobleme beseitigt sind, kann Kanada insgesamt mit einer höheren Nutzung rechnen. 

INWIEFERN HAT DIE CANNABIS-LEGALISIERUNG DAS NUTZERVERHALTEN VERÄNDERT?

Cannabislegalisierung in kanada: zusammenfassung des ersten jahres

Es gab große Bedenken, dass die Legalisierung von Cannabis das Konsumentenverhalten verändern könnte, doch viele dieser Befürchtungen waren unbegründet.

Obwohl in geringerem Umfang als erwartet, hat die Zahl der Cannabiskonsumenten in Kanada definitiv zugenommen. Anders als zunächst befürchtet, hat dies jedoch nicht dazu geführt, dass es mehr minderjährige Nutzer gibt.

Die Untersuchungen von Statistics Canada haben auch gezeigt, dass die Einstellung zum Marihuanakonsum relativ konservativ geblieben ist. Fast 50% der Nutzer glauben, dass Menschen mehr als drei Stunden nach dem Konsum warten sollten, bevor sie ein Fahrzeug führen.

EIN JAHR LEGALES CANNABIS IN KANADA: REALITÄTSPRÜFUNG UND AUSBLICK

Nach einem Jahr mit legalem Cannabis in Kanada und vorläufigen Statistiken über den Erfolg von Cannabis 2.0 Ende Februar 2020 kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Kanada einen langen Weg zurückgelegt hat. Aber das Land hat auch noch einen langen Weg vor sich.

Verbesserter Zugang, Forschung und Qualität werden dem Schwarzmarkt spürbar das Wasser abgraben. Da man allerdings erst jetzt darangeht, die Anzahl der Cannabis-Einzelhandelsgeschäfte zu verdoppeln und die Produktpalette abwechslungsreicher zu gestalten, verläuft die Entwicklung langsamer als zunächst erwartet. Dennoch ist der Ausblick auf die Zukunft vielversprechend.

Der Cannabis-Anwalt Jack Lloyd aus Toronto sagte gegenüber der CityNews-Gruppe: "Wir haben noch einen langen Weg vor uns, um sicherzustellen, dass wir faire und vernünftige Vorschriften bekommen, aber Cannabis ist legal und darauf sollten wir sehr stolz sein ".

Max Sargent
Max Sargent

Max schreibt mittlerweile seit mehreren Jahren über Cannabis und Psychedelika. Mit der starken Überzeugung, dass eine offene, ehrliche Einstellung gegenüber Drogen und Drogenpolitik das Leben vieler Menschen verbessern kann, ist er bemüht, aufschlussreiche und informierte Meinungen zu dem Thema zu bieten.