Was sind Flavonoide und sind sie gut für Dich?


Was sind Flavonoide und sind sie gut für Dich?
Luke Sumpter

Du hast vielleicht noch nie von Flavonoiden gehört, schätzt aber gewiss ihre Effekte, denn diese Verbindungen können viel bewirken. Sie verleihen Cannabisblüten die schöne Pigmentierung, kommen aber auch in einer Vielzahl anderer Pflanzen vor. Derzeit wird erforscht, ob man sie gegen Entzündungen, Pilzinfektionen, Krebs und mehr einsetzen kann.

Hast Du Dir jemals eine wirklich schöne Cannabisblüte aus der Nähe angesehen und ihre dunklen violetten Farbtöne bewundert? Diese Farbstreifen lassen die Buds so apart aussehen, dass man es eigentlich kaum übers Herz bringt, sie zu rauchen, obwohl wir uns sicher sind, dass Du das trotzdem tust. Wenn Du solche Details zu schätzen weißt, solltest Du Dich bei den Flavonoiden bedanken. Und das gilt nicht nur für die Farbe der Blüten, denn Flavonoide sind generell faszinierende Verbindungen, die verschiedene Aufgaben erfüllen. Obwohl es sich bei ihnen nur um kleine sekundäre Pflanzenstoffe handelt, spielen sie in einer Vielzahl von Pflanzen und Lebensmitteln eine wichtige Rolle.

WAS SIND FLAVONOIDE?

Um bei den biologischen Grundlagen zu beginnen: Ein Flavonoid besteht aus einer Gruppe polyphenolischer Verbindungen. Diese Verbindungen wirken, sobald sie zusammenkommen, als sekundäre Metaboliten, die in hunderten von Pilzen und Pflanzen vorkommen. Eine dieser Pflanzen ist natürlich Cannabispflanze und Du bekommst ein gutes Gefühl dafür, was Flavonoide bewirken können, wenn Du Weed rauchst. Sie beeinflussen dessen Geschmack, Aroma und Farbe. Gewöhnlich kassieren Cannabinoide und Terpene all die Lorbeeren, wenn es darum geht, was Cannabis zu dem macht, was es ist, tatsächlich wirken aber auch die Flavonoide mit Terpenen zusammen, um den Pflanzen ihren spezifischen Geschmack und Geruch zu verleihen. Jetzt, da Du weißt, welche wichtige Rolle die Flavonoide für Geschmack, Aroma und Pigmentierung spielen, wird es Dich nicht überraschen, dass sie ungefähr 10% der Verbindungen ausmachen, die von Cannabispflanzen produziert werden.

WELCHE ARTEN VON FLAVONOIDEN GIBT ES?

Wie kann es sein, dass all diese Pilze und anderen Pflanzen inklusive Cannabis eine Verbindung gemeinsam haben? Nun, rein technisch gesehen tun sie das gar nicht, denn es gibt ungefähr 7 000 Arten von Flavonoiden, die wir kennen; alle unterteilt in verschiedene Unterkategorien.

Zunächst einmal haben wir die Flavone, eine wichtige Untergruppe von Flavonoiden, die sich häufig in Glucosidform präsentieren. Anthocyane, eine weitere Hauptgruppe, bilden dagegen eine Hauptquelle für Pigmente. Flavanone wiederum kennt man hauptsächlich als Radikalfänger (engl. Scavenger), worauf wir später noch eingehen werden. Auch Isoflavone mischen hier mit, und zwar als Vorstufe antimikrobieller und antioxidativer Phytoalexine, die von der Pflanze produziert werden, wenn sie Kontakt mit bestimmten Mikroben hat.

Flavonole, nicht mit Flavonen zu verwechseln, sind als Bausteine des Proanthocyanins im Pflanzenreich weit verbreitet. Chalkone schließlich bilden jene Untergruppe, deren Mitgliedern ein bestimmter "Ring" der chemischen Flavonoidstruktur fehlt. Daher bezeichnet man sie üblicherweise auch als "offenkettige" Flavonoide.

WO SIND FLAVONOIDE ANZUTREFFEN?

Wir haben es zwar bereits hier und da anklingen lassen, aber es ist gut, eine genauere Vorstellung davon zu haben, welche Pflanzen, Hülsenfrüchte und Pilze welche Flavonoide enthalten. Wenn Du beispielsweise Cannabis rauchst, kommst Du hauptsächlich mit etwa 20 verschiedenen Flavonoiden in Kontakt, die als Cannflavine klassifiziert werden. Du kannst diese Verbindungen natürlich in Cannabis aller Art finden, aber auch CBD-Vollspektrumöl stellt eine reichhaltige Quelle dar, falls Du einen Cannabisrausch vermeiden möchtest.

Falls Du nach Flavonen suchst, sind Minze, Petersilie, Paprika und Sellerie die besten Quellen, während rote Trauben, Erdbeeren, Brombeeren und schwarze Johannisbeeren voller Anthocyane stecken. Flavanone kommen hauptsächlich in Schalen von Zitrusfrüchten vor und verleihen diesen ihren bekannten bitteren Geschmack. Isoflavone wiederum sind in Soja und Hülsenfrüchten enthalten. Flavonole finden sich in Grünkohl, Tomaten, Zwiebeln, Salat und vielen weiteren Pflanzen. Chalkone schließlich kommen ebenso in Tomaten wie in Erdbeeren, Birnen und bestimmten aus Weizen hergestellten Waren vor.

WIE WIRKEN FLAVONOIDE?

WIE WIRKEN FLAVONOIDE?

Wir wissen also nun, wo Flavonoide zu finden sind, aber welche Funktion haben diese Verbindungen in ihrer natürlichen Umgebung? Einfach gesagt: Sie schützen die Pflanze, die sie produzieren, regulieren ihren Zellzyklus und neutralisieren freie Radikale.

Freie Radikale, bei denen es sich um Moleküle mit ungepaarten Elektronen handelt, werden zum Problem, wenn Sauerstoff in den Mitochondrien umgewandelt wird. Der Sauerstoff verliert ein Elektron und ist, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen, bestrebt, sich das Elektron eines anderen Atoms anzueignen. Wenn es das freie Radikal findet, sei es nun Sauerstoff oder ein anderes Molekül wie Protein, reißt das Sauerstoffatom das Elektron weg, zerstört die Struktur dieser Zelle und tötet sie ab.

Flavonoide stoppen diesen Prozess, indem sie einerseits die Enzyme hemmen, die für die Bildung freier Radikale verantwortlich sind, aber auch bereits aktivierte freie Radikale eliminieren. Diese Wirkungen führen dazu, dass man Flavonoide allgemein als Antioxidantien anerkennt. Untersuchungen haben jedoch gezeigt, dass der menschliche Körper nur weniger als 5% der ihm zugeführten Flavonoide aufnimmt, die meist schnell metabolisiert und ausgeschieden werden, was bedeutet, dass Flavonoide nur eine vernachlässigbare systemische antioxidative Aktivität aufweisen. Die Zunahme der antioxidativen Aktivität nach Einnahme von Flavonoiden ist nicht direkt auf diese Verbindungen zurückzuführen, sondern auf ihren Abbau und ihre Ausscheidung.

Wir haben noch viel darüber zu lernen, wie diese Verbindungen funktionieren, aber selbst die wenigen Informationen, die wir bisher haben, beleuchten zahlreiche Zusammenhänge, die man für die Erörterung dieser biologischen Prozesse kennen muss.

WORIN BESTEHEN DIE NUTZEN VON FLAVONOIDEN?

Jetzt, da Du weißt, wo die Flavonoide in den Lebensmitteln, von denen Du Dich ernährst, vorkommen und wie sie wirken, fragst Du Dich wahrscheinlich, warum wir möchten, dass Du überhaupt etwas über sie erfährst. Nun, wie bereits erwähnt, bieten sie Nutzen, die weit über das gute Aussehen, den Geruch und leckeren Geschmack von Cannabis hinausgehen. Tatsächlich kann vieles von dem, was Flavonoide erreichen können, direkt Deinem Wohlbefinden zugute kommen.

Zunächst einmal haben Forscher im Jahr 2015 festgestellt, dass fünf Untergruppen von Flavonoiden, zu denen Flavone, Flavonole, Flavanone und Anthocyane gehören, die Fähigkeit besitzen, den Blutdruck zu senken. Zudem haben Wissenschaftler herausgefunden, dass Tee, Kaffee und Soja das Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko senken können. Außerdem gibt es eine Korrelation zwischen einer Ernährung mit hohem Flavonoid-Gehalt und einem verringerten Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken, wobei allerdings noch weitere Untersuchungen durchgeführt werden müssen. Zu guter Letzt könnte es auch sein, dass Flavonoide Entzündungen lindern, was sich aus bestimmten Studienberichten ablesen lässt. Dies trifft insbesondere auf die Cannflavine zu, die also möglicherweise zu den bekannten entzündungshemmenden Eigenschaften von Cannabis beitragen.

Die Zahl entsprechender Forschungsergebnisse nimmt allmählich zu, wobei man bisher nur mit Gewissheit sagen kann, dass es noch weiterer Studien bedarf. Wenn diese Verbindungen allerdings so viel zur Verbesserung unseres Wohlbefindens beitragen können, warum sollten wir dann nicht alles daran setzen, herauszufinden, was sie uns alles bieten können?

FLAVONOIDE – MAẞGEBLICHE SEKUNDÄRE PFLANZENSTOFFE

Wir hoffen, dass Du jetzt verstehen kannst, warum Flavonoide, obwohl sie so wenig im Gespräch sind, dennoch einen so wichtigen Bestandteil des biologischen Puzzles ausmachen. Egal, ob es die entzündungshemmenden Eigenschaften der Cannflavine in der Cannabispflanze sind, von denen Du profitierst, oder die Fähigkeit der Anthocyane, die Sehkraft zu verbessern – Flavonoide haben für uns und die Pflanzen, in denen sie wirksam sind, viele gute Nutzen zu bieten, und es ist an der Zeit, dass sie die gebührende Anerkennung dafür erhalten. Hol Dir also heute Abend etwas Obst und Gemüse zum Abendessen, schnapp Dir etwas CBD-Öl (oder gutes altes Weed) und profitiere von den Vorzügen dieser wunderbaren Verbindungen.

Luke Sumpter
Luke Sumpter

In den letzten sieben Jahren hat Luke als Cannabisjournalist und Gesundheitsforscher gearbeitet. Im Laufe dieser Zeit hat er sich ein erweitertes Verständnis der Wissenschaft des Endocannabinoid-Systems, der Cannabis-Phytochemie und Anbautechniken erarbeitet.